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bei Beerdigungen, Hochzeiten und auch im Bus…

die Menschen telefonieren heute überall und nerven damit auch überall.

Daß aber einer Umfrage zufolge 6% der Befragten auch bei Beerdigungen telefonieren oder telefonieren würden, hätte ich nicht gedacht.

In dem Artikel "Rücksichtslosigkeit von Handy-Nutzern"  wird Frau Seute, eine Sprecherin eines Mobilfunkproviders zitiert:

Darüber, in welchen Situationen eine Handynutzung eher unpassend ist, gebe es allerdings sehr unterschiedliche Auffassungen. Eine Beerdigung, während der laut Microsoft-Studie rund sechs Prozent der Befragten ihr Handy nutzen würden, sei für Seute allerdings ein eindeutiges Beispiel für eine ungeeignete Situation. "Eine Beerdigung erachte ich persönlich als extrem unpassend. Zurückhaltung in der Handynutzung sollte hier Pflicht sein", betont Seutet. Ein bekanntes Problem sei zudem das zu laute Telefonieren in öffentlichen Verkehrsmitteln. "Ich habe es bereits öfters erlebt, dass ich im Zug sitze und jemand in meiner Nähe in penetranter Lautstärke telefoniert. Für die Mitfahrenden ist dies zumeist sehr störend, sie haben aber kaum die Möglichkeit, sich dieser Belästigung zu entziehen", schildert Seute.

Die Dame ist nicht allein. Aber Ihre Firma verdient gut an diesen Nutzern.

 

Steigende Empfindsamkeit für Lärmstörung

stelle ich fest bei der morgendlichen Online-Zeitungslektüre.

So quält sich Jürgen Kaube heute in der FAZ:

Das heißt nicht, wir seien im Bereich öffentlichen Interaktionsverhaltens normativ unsensibel geworden. Denn es gibt ja beispielsweise Züge, in denen eigene Zonen für Leute eingerichtet worden sind, die sich von Telefonaten ihrer Mitfahrer aus dem Bereich geschäftsführender Verantwortungsträger gestört fühlen. Man kann sogar vor Fahrtantritt wählen, ob man in einem solchen „Ruhebereich“ reservieren möchte. Allerdings sind es die teureren Züge, für die solche Möglichkeiten vorgesehen sind. Insofern mag es sein, dass die Deutsche Bahn Lärmempfindlichkeit für eine Eigenschaft gehobener Schichten aus Großstädten hält. Auch das Rauchen an nicht dafür vorgesehenen Orten ist uns inzwischen völlig unerträglich geworden und fordert sofortiges Einschreiten. Und wehe, jemand versucht, im Speisewagen ein Bier zu trinken, das er im „Bord-Bistro“ erstanden hat. Aber hallo, wenn das jeder machte! Die Bahn ist also durchaus kein Betrieb ohne Hausordnung.

Das Leeren ganzer Bierkästen im Abteil und das Lärmen hingegen werden nicht als sanktionsbedürftig erachtet, sofern sie nur von Fan-Gemeinschaften oder, dies die andere Variante, von Jugendgruppen ohne Erziehungshintergrund mit musikalischen Telefonen praktiziert werden.

Newski Express

Akustisches Inferno im Newski Express

Newski ExpressSt. Petersburg < -> Moskau in fünf Stunden

Und dann sitze ich im Zug.
Zu meinem Erstaunen erste Klasse.
Der ganze Zug "Newski Express" ist nur erste Klasse.
Und jeder Sitzplatz im Abteil hat einen eigenen Lautsprecher, der das ganze Coupe beschallen kann und der auch das Werbe-Programm wie der Lautsprecher im Korridor abplärrt.

Und gleich muss ich mich wehren.
Und es gibt zwei Fernseher. Oben auf der Hut-Ablage.
Links und rechts vom Fernseher sind Spiegel angebracht.
Darin kann man das Programm des zweiten Fernsehers verfolgen, spiegelverkehrt, das man sonst ja nicht sehen könnte.

Was hat sich in den letzten 10 Jahren verändert?
Der Zug ist neu.
Das Haus am Bahnsteig ist neu.
Alle haben ein Mobiltelefon.
Im Zugkorridor schallt das Radio wie in alten Zeiten, jetzt aber technisch perfektioniert, durch die Lautsprecher im Korridor und im Abteil.
Und jetzt weiß ich auch, warum da zwei Spiegel sind: man kann auf einen Monitor schauen und den anderen im Spiegel auch.
2 Filme und 6 Radio-Lautsprecher = 1. Klasse

Jetzt werden Ohrhörer verteilt und es zischt aus allen Ohren.
Und überall bimmeln die Telefone.
Und 40 Rubel kostet das Mineralwasser, Borjomi, das sind rund 1,60 €, das ist viel.

kein Film im TV plötzlich, also lesen
jeder russische Reisende hat ein Buch dabei
sie konzentrieren sich aber nicht, nach jedem Satz schauen sie hoch auf den Monitor, ein dressierter Blick, in Bereitschaft, sofort das Gelesene sein zu lassen und wieder passiv zu konsumieren, zu glotzen

was lasen sie? Harry Potter, Agatha Christie
aber der Monitor verspricht das Heil