„Kostbare Ruhe – teurer Lärm“

Am 28. April ist wieder einmal der Tag gegen Lärm. Tag gegen Lärm

Seit dem letzten Tag gegen Lärm 2009

  • sind wieder viele tausend junge Leute in ihrem Hörvermögen geschädigt worden,
  • sind wieder viele Tausend resiginiert aus den Einkaufszonen geflüchtet ob der permanenten Berieselung,
  • haben sicherlich wieder viele Menschen verzweifelt versucht, ihr Ruhebedürfnis gegen die Ignoranz der Lauten durchzusetzen
  • hat jeder wieder Hundert Mal gehört "ich hör das schon gar nicht mehr" (sic!)
  • sind viele Menschen erschrocken und zusammengezuckt ob plötzlicher kakophonischer Lärmattacken.
  • sind viele Menschen krank geworden durch Schlafentzug aufgrund permanenter Geräuschsbelastung

Nichts ist besser geworden. Denn die Gehirnwäsche hält an.

Schauen Sie sich wenigstens am 28. um 22:45 im ZDF das Auslandsjournal an. Dort wird über die Hörstadt-Kampagne "Beschallungsfrei" berichtet.

Laßt uns hoffen, daß wenigstens ein paar Menschen durch diesen Tag ein wenig vernünftiger und leiser werden!

PS:

Hier selbstverständlich der Link zur Seite www.tag-gegen-laerm.de

Hoerstadt geht weiter: Essay-Wettbewerb

Peter Mühlbauer titelte seinen telepolis-Bericht über die "Hoerstadt-Initiative" : Dialektik von Kreativität und Geräusch

Darin macht er auf den "Hörstadt-Essaywettbewerb: Viel Lärm(schutz) um nichts" aufmerksam und arbeitet noch einmal die unterschiedliche Wahrnehmung von Lärm heraus:

schließlich sind die aufdringlichen Geräusche evolutionsgeschichtlich betrachtet Alarmsignale, die gerade Jenen besonders zu schaffen machen, die eigentlich die Fähigkeiten zur Entwicklung neuer Problemlösungsstrategien hätten.


Die Ausschreibung:

Hörstadt-Essaywettbewerb: Viel Lärm(schutz) um nichts

Geht es um Lärm, sind wir je nach Lebenslage und Aktivität wechselweise Täter und Opfer. Unbeschadet dessen, ist die Lärmauffassung unserer Gesellschaft und der Umgang mit dem akustisch Störenden zutiefst manichäisch. Die Sprache verrät es schon: Dem "höllischen Lärm" steht die "himmlische Ruhe" gegenüber.
Als das akustische unerwünschte Andere wird der Lärm weggesperrt und bekämpft. Dieser Kampf ist längst zum Rückzugsgefecht geworden. Hinter vorgehaltener Hand gestehen viele Fachleute ein, dass der technische Schallschutz trotz immenser Investitionen nicht mehr zur gewünschten Lärmreduktion führt, geschweige denn „das Lärmproblem“ „lösen“ könnte. Wir leisten uns viel Lärmschutz, der in Summe wenig bis nichts bewirkt.
Eine Änderung unseres Mobilitätsverhaltens ist nicht in Sicht. Was wir daher brauchen, ist ein neuer Umgang mit dem Lärm.

Hörstadt lobt daher den Essaywettbewerb "Viel Lärm(schutz) um nichts" aus. Gefragt und erbeten sind Texte, die sich mit neuen Zugängen zum und Umgängen  und mit dem Lärm beschäftigen. Dem Denken sind keine Grenzen gesetzt.

Die Texte sollen bei 12 Punkt Schriftgröße und einem Zeilenabstand von 1,5 nicht weniger als 10 und nicht mehr als 15 Seiten DinA4 lang sein. Das ergibt bei einem mündlichen Vortrag eine Länge von 30 bis 45 Minuten. Der prämiierte Beitrag wird mit einem Preisgeld von 3.500,- Euro gewürdigt und eröffnet das erste Hörstadt-Symposium zu akustischen gesellschaftlichen Fragen, das am 21. und 22. Juni 2010 in Linz unter dem gleichen Titel stattfindet.

Einreichungen sind bis 26. April 2010 per Briefpost an Hörstadt, Pfarrgasse 13, 4020 Linz, Österreich bzw. elektropostalisch an office@hoerstadt.at willkommen.

Mit Kindern kann man alles verkaufen

schreibt Peter Mühlbauer am 10.12.2009 in der telepolis und berichtet, daß quer durch das ganze regierte Land der Lärmschutz aufgeweicht werden soll.
Anhand des allgemein verständlichen Vorhabens, Kindergärten gegen Klagen wegen Geräuschemissionen zu schützen, versucht man die allgemeinen Lärmschutzregeln aufzuweichen.
Kinder sind plötzlich alle, auch Jugendliche, also wird man gegen deren Lärm auch nicht mehr vorgehen können.

Da steht ein bemerkenswertes Zitat:

Auf konkrete Anfrage räumt auch die rheinland-pfälzische Landesregierung ein, dass in dem Entschließungseintrag Einrichtungen für Jugendliche "mit erfasst werden". Hinsichtlich Fragen zu Klagen gegen nächtlichen Lärm weicht man aus und meint, man werde Jugendlichen "klarmachen können, dass bestimmte Tätigkeiten nachts im Freien […] nicht erlaubt sind, wenn Dritte dadurch gestört werden können." Im Umkehrschluss heißt dies, dass man den Schutz vor solchem Lärm tatsächlich wesentlich einschränken will und auf eine Vernunft hofft, die es offenbar nicht gibt. Würde es sie geben, dann gäbe es auch keine Klagen gegen Spielplätze, die zu später Stunde für lautstarke Trinkgelage genutzt werden. Kläger konnten deshalb zum Beispiel in Berlin erwirken, dass solche Einrichtungen mit einem Zaun versehen und nachts abgesperrt werden. Wird die Bundesratsinitiative ohne weitere Beschränkungen umgesetzt, dann wäre solchen Notbehelfen künftig ein Riegel vorgeschoben.

(Unterstreichung zur weiteren Hervorhebung von mir).

Anmerkung: Wieder einmal interessant ist auch die Haltung der stets bei der telepolis bereiten Kommentarpöbler, die sich wie alle Lärm-Verursacher sofort angegriffen fühlen und jeden Ruhebedürftigen abstemplen und niedermachen. Aber diese Agression der Lauten gegen die Leidenden ist ein besonderes Kapitel.

Ich bin Konsument, will aber trotzdem nicht…

Der Konsument will Musik kaufen und hören, wo immer er ist.

So zitiert die FAZ einen Vodaphone-Manager, der   die Warteschleifen-Beschallung rechtfertigt. Der Artikel endet:

Solcherart überversorgt und orientierungslos, taucht der zum besinnungslosen Konsumenten herabgewürdigte Musikhörer ein ins grenzenlose Reich der Klänge.

Ich kann mir nicht helfen, diese Artikel nennen einen erschreckenden Fakt nach dem Andern, aber sie nennen das Kind nicht beim Namen:

daß es ungesund ist, daß es respektlos ist, daß es manipuliert und daß es einfach eine Riesen-Scheiße ist!

Der Artikel ist lesenswert, aber eben konsequenzlos.

Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~EB236ADDA9E4F4467B453F75A29B34351~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_aktuell vom 24.01.2010

„Heimatloser Lärmschutz“…

titelt Peter Mühlbauer in der Telepolis einen Artikel über Lärm und dessen politische Verortung:

In fast allen Emissionsschutzanliegen gab es seit den 1970ern Fortschritte: Die Luft ist heute praktisch überall in Deutschland sauberer als vor 30 Jahren, damals tote Gewässer beherbergen essbare Fische und wilde Müllkippen sind weitgehend verschwunden. Nur beim Lärmschutz wurde zwar manches besser – aber noch mehr deutlich schlimmer. Das zeigt sich unter anderem an den Absatzzahlen von Ohropax, die auch in der Krise beständig wachsen.

Tatsächlich ist der Lärmschutz eines der von allen politischen Parteien vernachlässigten Themen. Was möglicherweise auch daran liegt, dass der Bereich auch von den straßenfestkultur- und wohngemeinschaftsmasochismusgeprägten Grünen in seinen mit am wichtigsten Ausprägungen ausgespart wurde. Kritik an solchen Lärmformen ist in der Politik mittlerweile geradezu tabuisiert. Das zeigt sich unter anderem an den von allen politischen Gruppierungen bis hin zu den Freien Wählern bejubelten Plänen, Zivilklagen gegen Ruhestörung durch Jugendliche zu verbieten.

Liest man den Artikel, dann wird klarer, warum Lärm überall geduldet wird, aber gepeinigte Menschen zu Selbsthilfe schreiten…

Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/31/31428/1.html vom 3.11.2009