Laut und spät

Doch 2006 registrierte der Fluglärmschutzbeauftragte der Stadtentwicklungsbehörde einen sprunghaften Anstieg der Nachtflüge von 6357 auf 7410. Ein großer Teil fiel in die Zeit zwischen 22 und 23 Uhr. Landeten und starteten 2005 in dieser Zeit noch 4712 Maschinen, waren es 2006 bereits 5550. Doch auch in der Stunde vor Mitternacht stieg die Zahl der Flüge im vergangenen Jahr von 1206 auf 1388. Zwischen Mitternacht und sechs Uhr in der Früh rollten 2006 insgesamt 472 Maschinen über die Fuhlsbüttler Start- und Landebahnen, 2005 waren es noch 439 gewesen. Der Fluglärmschutzbeauftragte Klaus Köhler macht für diesen Anstieg vor allem vermehrte Verspätungen verantwortlich. „Es gab zwei Flugverbindungen in die Türkei, die um 22.50 Uhr starten sollten, aber sehr häufig Verspätungen produziert haben.“ Mit den Fluggesellschaften sei gesprochen worden, sie mussten ihre Flugzeiten ändern. „Wenn 50 Prozent der Flüge später starten oder landen als geplant, kann nicht mehr von einer unvermeidbaren Verspätung gesprochen werden.“ Köhler kündigte zudem an, dass mit allen Fluggesellschaften gesprochen werden soll, deren Verbindungen in den kritischen Abendstunden zu mehr als 25 Prozent verspätet waren.

Das ist die eine Seite. Man kann, wenn es denn schon Regelungen gegen Lärm gibt, diese auch einhalten. Und nicht versuchen, sie weiter auszuhöhlen, z.B. durch Ausnahmegenehmigungen während Fußballweltmeisterschaften.

Die andere Seite ist wieder einmal die herrschende Meinung, daß wer den Lärm nicht aushält, ja einfach wegziehen könne. Das Problem wird wieder einmal individualisiert:

Wer damit nicht klar kommt/ nicht damit leben kann sollte einfach woanders hinziehen, aufs Land, in kleinere Städte ohne Flughafen, sich dann aber nicht beschweren dass er lange zur Arbeit benötigt oder es dort dann weniger Jobs gibt. schreibt ein Steffan Schmidt in einem Leserbrief.

Die gesellschaftlichen Schäden des Lärms werden wieder einmal heruntergespielt.

Und ja, ich fliege auch sehr oft. Dieses Dilemmas bin ich mir bewußt. Aber auch der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung der Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften.