Kategorie: Lärmverschmutzung

Leises Neues Jahr?

Es ist schon erstaunlich, wie das Thema „Lärm“ doch immer wieder in den Vordergrund rückt, aber dabei bleibt es dann auch.

Es gibt immer noch (oder wohl nie) keine wirkungsvollen  Schutzvorschriften vor Lärm, und vor allem:

es gibt keine Einsicht, daß permanente Beschallung kulturell abstumpft und verdummt, daß permanente Beschallung dem Menschen die Selbstreflexion verstellt, daß permanente Beschallung den Menschen entwürdigt und zum funktionierenden Zombie der Konsumgesellschaft macht.

Ich will nicht schon wieder über die Diktatur des Billigen über den selbstbestimmten Audiokonsum schreiben, ich möchte auf einen Aspekt hinweisen, der gerade in einem fundierten Beitrag bei Heise.de erschienen ist: Hintergrundmusik von Roland Benedikter.

Schon die Kapitelüberschriften machen es deutlich:

Kommerzielle Hintergrundmusik füllt alle Gemeinschaftsräume aus. Sie ist die unaufhörliche Injektion unbewusster Traurigkeit, die zum Konsum als Ersatzhandlung führen soll. Man kann sich ihr nicht entziehen – und unterliegt dabei einer ständigen Seelen- und Gehirnwäsche, die nur ein Ziel verwirklicht: ästhetische Einstimmung in Konsumtraurigkeit – was wiederum nach mehr Berieselung verlangt. Wie sich dem Teufelskreis entziehen?

Lesen Sie weiter, der Beitrag ist fundiert und wichtig!

Lärmdebatte …

Aus dem Titel eines Dokumentarfilms Sinfonie einer Großstadt macht die FAZ den Untertitel einer interessanten interaktiven Grafik:

Lärmdebatte Die Sinfonie der Großstadt

Wer in der Stadt lebt, bekommt ein Konzert unterschiedlichster Geräuschquellen geboten. Dessen Partitur reicht von der vorbeiratternden Straßenbahn über den zahnenden Nachwuchs bis hin zum Presslufthammer auf der Großbaustelle.

LärmdebatteInformativ und anschaulich werden die unterschiedlichen Lärm-Arten vorgestellt, denen ein Stadtbewohner ausgesetzt ist. Beispielsounds werden abgespielt und auf Klick weitere Informationen eingeblendet.

Mir gefällt, daß die Grafik mit einem angenehmen Geräusch, Vogelstimmen, beginnt und nicht gleich den Presslufthammer-Sound abspielt…

Lärmmanagement in der Konzertkirche

Konzertkirche NeubrandenburgDie Neubrandenburger Konzertkirche ist für mich eine große Überraschung. Ich vermutete hinter dieser Bezeichnung eine Kirche, in der auch Konzerte stattfinden. Dem ist aber nicht so. Es ist eine Konzerthalle, die einst eine Kirche war. Mehr darüber bei der Wikipedia.

Ein grandioser Konzertsaal ist dort entstanden, er scheint eine hervorragende Akustik zu besitzen. Demnächst werden wir das in einem der kommenden philharmonischen Konzerte genießen können.

Soviel Mühe auf die Konzertakustik verwandt wurde, soviel Sorge macht man sich um die Besucher des Termins. Der kann nämlich bestiegen werden, bietet auf seinen verschiedenen Etagen viel Museales zur Geschichte der Kirche und man kann wohl bis ganz nach oben steigen, was ich wegen Atemnot und Höhenangst dann lieber doch nicht unternahm.

Damit die 'Turmbesteiger nicht durch das Geläut der Turmuhr zu Schaden kommen, werden sie beim Eintreten in die Kirche explizit darauf hingewiesen und mit Ohrstöpseln versorgt. Das Geläut wird zudem jeweils eine Minute vor der Zeit durch eine Durchsage angekündigt, so bleibt Zeit zum Ohrenschützen.

Das ist alles sehr löblich. Schlimm empfand ich hingegen die akustische Präsentation zweier Videos zur Geschichte der Kirche im Vortragssaal im fünften Stock. Der kleine Raum faßt rund 50 Personen, ist aber wohl meistens leer. Die Lautsprecher sind darin derart hochgedreht, dass es nicht zum Aushalten ist. Selbst die sieben Minuten lange "kleine Präsentation" konnte ich nicht überstehen, ich musste den Raum mit schmerzenden Ohren verlassen.

Auf meinen Hinweis beim bemühten Concierge erhielt ich die Auskunft, da könne man selbst nichst ändern, die Pflege der Anlage obliege einer Firma. Aber sie gäben den Hinweis gerne weiter. Nur sei ich auch die erste, die sich beschwerte...

Solche Antworten geben mir die Gewissheit, dass sich NICHTS ändern wird. Die zuständigen Techniker sind sicherlich durch Diskothekenbeschallung angetaubt und lärmresistent, da abgestumpft. Die Ohren sind nun mal das am ehesten absterbende Sinnesorgan, und Lärm? Da hört man eben einfach weg…

Bildnachweis: I, Botaurus stellaris [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) oder CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)], via Wikimedia Commons

Keine Werbung? oder: Leise Werbung?

ARD reagiere auf die Beschwerden von Zuschauern und werde den Lautstärkepegel der Werbung herunterdrehen, Werbespots sollen künftig mit den Sendungen harmonisiert werden, wird gemeldet.

Das ist löblich, erstmal. Aber es wirft auch Fragen auf:

  1. Weshalb müssen sich erst Zuschauer (Gebührenzahler) beschwerden?
  2. Wieviele Zuschauer mussten sich beschweren, bis die Sender reagierten?
  3. Weshalb hat Werbung einen solchen Stellenwert bei den Öffentlich-Rechtlichen, die doch sowieso auskömmlich finanziert sind?

"Es ist solange laut bis sich halt jemand beschwert" und auch  "es hat sich noch niemand beschwert, Sie sind die erste..:"  kann ich nicht mehr hören.

Daß die Herrschaften sich aber jetzt für Selbstverständlichkeiten feiern lassen, ist wieder mal scheinheilig.

offshore – Todeszone

Bloß weil es soweit draußen ist und wir es vom Lande aus nicht hören, heißt es nicht, daß im Meere Ruhe herrscht.

Der Mensch stört die Ruhe gewaltig, und bringt der Tierwelt den Tod.

Nun mögen Ignoranten meinen, was ginge sie das akustische Trauma eines Tintenfisches an, aber es geht uns was an. Es wird sich rächen.

Mit Plastikmüll verschmutzen wir, mit Motoren- und Rotor-Lärm verstören wir, was dem Kleinsten geschieht, geschieht auch uns.

Viele menschliche Aktivitäten im Meer – wie etwa Bohrungen oder Frachtschifftransporte – produzieren intensive Geräusche im niedrigen Frequenzbereich. Die Arbeit von André und seinen Kollegen gibt nun Hinweise darauf, dass die Auswirkungen sehr viel mehr Lebewesen treffen und damit um einiges weitreichender und gravierender sind als befürchtet.

so Michel André von der Universitat Politècnica de Catalunya in Barcelona.

Weitere Informationen beim Projekt "Listening to the Deep Ocean Environment".