Kategorie: andere sagens auch

Erst wenn man sich wehren kann

Da argumentiert man jahrelang gegen den Lärm, die Reizüberflutung und die kulturelle und gesundheitliche Schädlichkeit der Überallbeschallung und nichts geschieht. Alle finden sich ab, stöpseln sich ab, ziehen sich in ihr „privates Hören“ zurück, aber wehe eine App (heute ja die wesentlichste Bestätigung der eigenen Existenz überhaupt) bietet eine Option zur Stummschaltung.

Dann gehen alle auf die Barrikaden und wollen überzeugen wie nützlich der Lärm, die permanente Beschallung etc. sei.
Aber trotzdem gibt es immer mehr Möglichkeiten, abzuschalten!

Darüber gibt es einen interessanten Artikel beim FREITAG vom 10. August, übernommen vom Guardian, sehr lesenswert!

 

Wenn ich mich in dem Büro umblicke, während ich diese Zeilen tippe, hat mindestens die Hälfte meiner Kollegen einen Kopfhörer auf – je jünger sie sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit.
„Diese Entwicklungen“, sagt Tom Rice, Dozent für Schallanthropologie an der Universität von Exeter, „werden unter dem Begriff ‚Privatisierung des Hörraums‘ zusammengefasst. In Klangstudien wird oft darauf hingewiesen, dass wir zwar über Augen-, nicht aber über Ohrlider verfügen. Wir haben also keine Kontrolle darüber, was an unsere Ohren gelangt und was sich in ihnen ansammelt.“

Und dann noch, was ich hier immer schon angemerkt habe:

 

Die meisten Leute stellen die Welt aber nicht stumm, weil sie sie überwältigend oder verwirrend finden. „Sie finden sie einfach langweilig“, sagt Rice. „Häufig denken sie, die Geräusche, denen sie ausgesetzt sind, seien es nicht wert, dass man sie wahrnimmt.“

Also: Unbedingt lesen! Regt an ohne Lärm zu machen! Sie müssen sich diesen Artikel ja nicht von irgendeiner App vorlesen lassen, Sie können ja selbst lesen…

Zartbesaitet

Wer unter Lärm leidet, wird nur zu oft als zartbesaitet abgestempelt, und das ist dann abfällig gemeint.

Nun bin ich auf eine Webseite gestoßen, die sich dem Thema „Hochsensibilität“ widmet, die Seite des Vereins  Zart besaitet, dem Verein zur Förderung hochsensibler Menschen:

www.zartbesaitet.net

Die Informationen auf dieser Seite haben mir gutgetan; ich werde nun ersteinmal die vielen Informationen auf dieser Webseite studieren, aber ich habe schon die Erkenntnis gewonnen, daß ich zu der Gruppe sensorisch empfindlicher, jedoch extravertierter Menschen gehöre, die solchermaßen beschrieben werden:

Sensorisch sensible Menschen haben besonders feine Sinneswahrnehmungen: Geräusche, Gerüche, Licht und Farben wirken auf sie besonders stark. Oft haben sie in diesen Bereichen eine Begabung: musisch, künstlerisch, ästhetisch.
ev. Nachteile: oft besonders lärmempfindlich, leicht irritiert, von vielen Sinneseindrücken schneller überlastet.

In dieser Beschreibung finde ich mich wieder: Kunst und Musik sind ein wichtiger Teil meines Lebens, aber ich leide unter Lärm. Bin aber, wie 30% der Betroffenen, recht extravertiert und kontaktfreudig – und davon eben oft auch überfordert.

Schaue ich auf die letzten Jahre zurück, kann ich aber eine bemerkenswerte Verbesserung meines Lebens erkennen:

seit ich in Altersteilzeit bin und in ein Dorf nach Ostvorpommern gezogen, bin ich nicht mehr so stark den Geräuschen der Umwelt ausgeliefert.
Meine Kontakte haben sich intensiviert, sind weniger oberflächlich und ich bin wohl ausgeglichener als früher.
Lärm, Musikberieselung etc. ertrage ich heute leichter, fühle mich zwar immer noch gestört, aber nicht mehr so hilflos und verzweifelt wie früher in solchen Situationen.
Umso gelassener kann ich auch „Leiserstellen“ oder „Radio aus“ bitten ;=)

Mir geht es besser, ich habe das Glück, daß ich meine Lebensweise zum Positiven ändern konnte.

5.12.12: TV-Tipp: Lärm greift an

Heute um 16:15 auf einsfestival läuft die Doku Lärm greift an – die unterschätzte Umweltgefahr.

Aus der Ankündigung:

Fünf Autoren des Hessischen Rundfunks reisten durch Deutschland und haben dokumentiert, wie der Lärm die Menschen angreift.
Ab wann macht Lärm krank? Lärm raubt im Westen Europas jährlich eine Million Lebensjahre, rechnete die WHO vor. Stimmt das? Renommierte Lärmforscher und Mediziner geben Antwort und stellen in der Sendung ihre neuesten Untersuchungsergebnisse vor. Der Mainzer Kinderarzt Dr. Fischer behandelt in seiner Praxis immer häufiger kleine Patienten, die über Schlafstörungen, Kopfschmerzen und schlecht heilende Infektionen klagen. Sie alle leben in einer stark lärmbelasteten Gemeinde.
Wer aber zahlt für die Schäden, die der Lärm verursacht? Zwar muss für den Lärmschutz der Verursacher aufkommen, für die Folgen aber zahlen alle. Was kostet Lufthansa Cargo das Nachtflugverbot – was kostet die Behandlung tausender lärmgeschädigter Patienten?
Wann endlich findet das Verursacherprinzip Anwendung, damit mehr in Lärmschutz und Lärmvermeidung investiert wird? Die Autoren konfrontieren Politiker und Verantwortliche aus Wirtschaft und Verkehrswesen mit den Fakten und stellen fest, dass mit Lärm viel zu oft ein fahrlässiger Umgang herrscht.
Ein Film, der deutlich macht, dass Lärm mehr ist, als nur eine Belästigung. Lärm ist für viele Menschen die Pest des 21. Jahrhunderts.

Ob es was nützt? Solche Filme sollten im Hauptprogramm laufen.

Arbeitsring Lärm der Deutschen Gesellschaft für Akustik

Eine hochinteressante Webseite mit vielen nützlichen Informationen zum Theme "Lärm" bietet der Arbeitsring "Lärm" der Deutschen Gesellschaft für Akustik an.
Dieser Arbeitsring ist seit 2009 die Nachfolgeorganisation des "Deutschen Arbeitsrings für Lärmbekämpfung e.V." (DAL).

Was ist Lärm, was richtet er an, welche Lärmarten gibt es, wie kann man sich schützen…. Themen wie "Klassenraumakustik" oder "Lärmabhängige Trassenpreise" werden behandelt, umfangreiche Publikationen zum Download angeboten.

Eine fundierte Informationsquellen  zu diesem leidigen Thema.